Mit der Kraft der (Nadel) Bäume
Hast du schon einmal bemerkt, wie wohltuend ein langer Waldspaziergang ist? Er hilft beim Gedanken ordnen und gibt Kraft im stressigen Alltag. Auch hat man das Gefühl, gleich besser durchatmen zu können. "Waldbaden" geht einfach immer! In diesem Zusammenhang sollen sich besonders die in den heimischen Nadelbäumen enthaltenen ätherischen Öle und sonstige Stoffe positiv auswirken. Daher möchte ich dir einige von Ihnen, sowie Rezepte und Verwendungszwecke in diesem Artikel vorstellen.
Die Fichte
Wenn sie außerhalb von Monokulturen wachsen kann, wird sie bis zu 600 Jahre alt und majestätische 60 Meter hoch. Ihre Zapfen hängen immer nach unten, im Gegensatz zur Tanne. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal zwischen diesen beiden Nadelbäumen ist mit dem einfachen Spruch "die Fichte sticht, die Tanne nicht" beschrieben. Die Nadeln der Fichte sind spitzzulaufend, die der Tanne sind flach abgerundet und haben auf der Unterseite 2 weiße, sogenannte Wachsstreifen.
Die Fichte ist das Hustenmittel schlechthin durch die enthaltenen ätherischen Öle und kann als Tee der Nadeln, Maiwipferl-Sirup, alkoholische Tinktur oder wohltuender Badezusatz eingesetzt werden. Auch in der Küche können ihre Nadeln Aroma in vielen Speisen bringen. Mein Favorit ist aber ein Likör aus den Maiwipferln.
In der Volksheilkunde ist die Fichte immer eine Frau, die Hilfe bei Gicht und rheumatischen Beschwerden bringen soll. Allerhand obskure Heilwirkungen gegen Warzen, Hühneraugen und sogar grauen Star werden ihr noch nachgesagt. Ich mag allerdings am Liebsten ihr duftendens Harz - entweder als Waldweihrauch zum Räuchern oder als wirksame Pechsalbe. Diese wird volksmedizinisch überall dort angewendet, wo eine entzündungshemmende und antimikrobielle Wirkung erwünscht ist. So etwa bei Wunden und Gelenksentzündungen, aber auch bei kalten Füßen.
Pechsalben - Rezept
Für eine einfache Pechsalbe brauchtst du:
- 100 ml neutrales Öl wie Olivenöl oder einen Heilpflanzenölauszug - z.B. Ringelblumenauszug
- 30 g Harz (Fichten-, Kiefern-, Tannen- oder das ganz besonders kostbare Lärchenharz sind möglich - auch Mischungen der Harze)
- ca. 10 g Bienenwachs (vegane Alternative wäre zum Beispiel Beerenwachs)
Das Öl in einem alten Marmeladenglas im Wasserbad mit dem Harz erwärmen, bis das Harz schmilzt. Dann allfällige Verunreinigungen durch ein Mulltuch abseihen. Das Wachs zum Öl geben und ebenfalls schmelzen. Wenn alles homogen ist, in Gläser oder Tiegel abfüllen und erst nach dem Auskühlen verschließen.
Wichtig bei einer Pechsalbe ist, dass auch immer ein Teil altes Harz verwendet wird, da nur dieses sozusagen die Information der Wundheilung in sich trägt. Auch solltest du darauf achten, den Baum bei der Harzernte niemals neuerlich zu verletzen.
Die Tanne
Sie ist der ehrwürdige Waldriese aus dem Märchen, wird aber leider immer seltener. Nur als Christbaum sind die nicht heimischen Nordmanntannen hierzulande noch begehrt. Die Kelten waren der Meinung, dass Tannenwälder magisch sind und wer einmal durch einen reinen Tannenwald gegangen ist, wird dies verstehen können!
Als "Heilpflanze" verwendet, wirkt die Tanne wie ihre Verwandten Fichte und Föhre in erster Linie bei Erkrankungen der Atemwege. Man sagt ihr eine hustenstillende und schleimlösende Wirkung nach. Aus dem Ölauszug der Nadeln lässt sich die Grundlage für ein duftendens Waldbad herstellen oder aber auch eine kulinarische Geschmacksexplosion - ein duftendes Pesto!
Tannennadel-Pesto mit Koriander
Es schmeckt traumhaft, wenn man Koriander mag! Falls du findest, dass Korianderblätter nur nach Seife schmecken, solltest du lieber Petersilie oder Basilikum stattdessen verwenden.
- 3 Eßlöffel BIO Tannennadeln
- 100 ml Sonnenblumenöl HO
- 1 Handvoll Pinien- oder Sonnenblumenkerne
- 1 Bund Korianderblätter (oder Petersilie oder Basilikum)
- 1 daumennagelgroßes Stück Ingwer
- 1 Spritzer Zitronensaft
- Salz, Pfeffer
- optional: Hefeflocken (vegan), Parmesan (vegetarisch)
Nadeln und Öl in ein feuerfestes Glas geben und im Wasserbad ca. 1 Stunde lang ausziehen. Abkühlen lassen und die Nadeln abseihen. Die Kerne ohne Fett rösten, bis sie duften und mörsern. Den Koriander und den Ingwer fein schneiden und ebenfalls mörsern. Salz, Pfeffer, Zitrone und das Tannennadelöl zu den Kernen und Kräutern geben. Optional mit Hefeflocken oder Parmesan ergänzen.
Die Kiefer oder Föhre
Sie ist ein relativ anspruchsloser Baum, welcher auch auf kargen Böden sein Auslangen findet. Ähnlich wie Fichte und Tanne kann man die Kiefer als Mittel bei Erkältungen, Husten und Bronchitis verwenden - hierzu macht man Zubereitungen aus den Triebspitzen.
Besonders interessant ist bei diesem Nadelbaum aber das Harz. Nicht nur zum Anzünden von Feuer, als "Kienspäne" war der Harzgehalt des Holzes nützlich, sondern auch in der "Pecherei", die in Österreich sogar immaterielles Kulturerbe ist. Durch Anritzen der Bäume wurde das Pech gewonnen. Destilliert wurde es zu Kolophonium - dem Bogenharz der Geiger - oder Terpentinöl, welches Verwendung in Einreibungen gegen rheumatische Erkrankungen fand.
Wer genau auf das obenstehende Bild schaut, wird erkennen, dass der Zapfen und die Nadeln eigentlich gar nicht zusammenpassen. Die Nadeln der Rotföhre, von welcher der Zapfen stammt, sind eigentlich viel kürzer und silbriger. Die Nadeln auf dem Bild sind von einer anderen Kiefernart, die ich beim Spazierengehen im Wald auf dem Boden gefunden habe. Sie duften intensiver, als unsere Waldkiefer und haben mich inspiriert, sie in selbst gemachten Räucherkonfekt zu verarbeiten.
Waldräucherkonfekt
- 1 - 2 Eßlöffel weiches Fichtenharz
- 1 Teelöffel Engelwurz-Wurzeln
- 1 Teelöffel getrocknete Ringelblumen
- 1 Teelöffel getrocknete Fichtennadeln
- 1 Teelöffel getrocknete Kiefernadeln
- 1 Teelöffel getrockneter Waldmeister
- 1 Teelöffel getrocknete Mistel
Die Kräuter zuerst mörsern oder mahlen und nun das Fichtenharz mit den Fingern ganz weich kneten. Dann die Kräuter in das Harz einkneten und Kügelchen formen. Einige Tage gut durchtrocknen lassen und dann am Stövchen räuchern.
Falls du dieses Rezept nachmachen willst - die harzklebrigen Finger lassen sich am Besten mit Pflanzenöl säubern!
Die Eibe
Ein Nadelbaum wird manchmal mit der Fichte oder der Tanne verwechselt: die giftige Eibe. Sie ist ein zweihäusiger Baum, was bedeutet, dass es sowohl rein männliche als auch rein weibliche Individuen gibt.
Früher hauptsächlich auf Friedhöfen angepflanzt, da sie als Dämonen verscheuchend und Hüterin der Tore in die Anderswelt gilt, findet man sie heute häufig als immergrüne Heckenpflanze.
Alles an der Eibe ist höchst giftig, mit Ausnahme des rot gefärbten Samenmantels, dem sogenannten Arillus, der sogar essbar ist. Wichtig ist jedoch, auf keinen Fall den Kern mitzuessen, dieser enthält herzlähmende Stoffe! Ich persönlich mag die Früchte nicht, sie schmecken schleimig und nur leicht süß bis eher fad. Und nur wegen dem Nervenkitzel kann ich gut darauf verzichten!
Interessant ist jedoch, dass ein Wirkstoff in der Rinde, das Taxol, krebshemmend wirkt und das Tumorwachstum stoppt. Dieses Taxol kann heute vollsynthetisch nachgebaut werden und wird besonders in der Behandlung von Brust-, Lungen- und Eierstockkrebs eingesetzt.
Was ich noch besonders spannend finde: aus Eibenholz werden angeblich die besten Zauberstäbe geschnitzt. Und auch sehr gute Bögen - ich liebe Bogenschießen!