Wilde Wurzeln in der Küche
Nachtkerzenwurzel
An Bahndämmen oder an Schuttplätzen kann man sie jetzt entdecken: die Nachtkerzenwurzeln. Wie die Blätter derzeit aussehen, siehst du auf untenstehendem Bild. Die Nachtkerze ist ein Tiefwurzler, deren Wurzeln bis zu einem Meter in die Tiefe reichen können. Deshalb habe ich auch aus dem harten Lehmboden nur Teile der Wurzeln ernten können.
Die Wurzel kann man als Gemüse verwenden. Sie verfärbt sich beim Kochen rötlich, daher kommt wahrscheinlich auch ihr volkstümlicher Name "Schinkenwurz". Angeblich soll sie so nahrhaft sein, wie zentnerweise Ochsenfleisch...Wusstest du, dass man die Nachtkerzenwurzel essen kann? Hast du sie vielleicht gar schon einmal probiert? Du kannst sie ähnlich wie Karotten oder Pastinaken verwenden - ich habe sie in eine einfache Gemüsesuppe gegeben.
Medizinisch interessant sind jedoch besonders die Samen der Pflanze, aus denen das wunderbare Nachtkerzenöl gewonnen wird. Dieses ist reich an Linolsäure und der seltenen Gamma-Linolensäure, welche entzündungshemmend wirken soll. Häufig wird es bei Neurodermitis, aber auch PMS und Beschwerden in den Wechseljahren empfohlen. Auch äußerlich wird es in der Kosmetik, besonders für empfindliche Haut eingesetzt.
Man findet die Pflanze häufig an Bahndämmen, und wenn sie dann abends im Sommer ihre leuchtend gelben, herrlich duftenden Blüten öffnet, versteht man auch, warum sie manchmal "Eisenbahnerlaternen" genannt werden.
Nelkenwurz
Die Echte Nelkenwurz, auch Benediktenwurz genannt, ist auch für Anfänger relativ einfach zu bestimmen, da ihre Blätter auch jetzt noch gut zu erkennen sind.
Man findet sie häufig an Waldrändern, Gebüschen und Hecken. Sie lässt sich relativ leicht ausgraben, wird dann gereinigt und kann frisch oder getrocknet weiterverwendet werden.
Wie ihr Name schon sagt, hat sie einiges mit der Gewürznelke gemeinsam. Sie wirkt antibakteriell durch das enthaltene Eugenol und kann als Tee bei Magen- und Verdauungsproblemen eingesetzt werden. Da sie auch eine leicht entzündungshemmende Wirkung hat, wird die Anwendung von Nelkenwurz Tinktur auch bei Zahnschmerzen oder Mundschleimhautentzündung empfohlen.
Auch allerhand magische Eigenschaften wurden der Nelkenwurz nachgesagt: so wurde sie als Malefizpulver gegen Hexerei gegeben oder den Tieren verfüttert, um Krankheiten fernzuhalten. Hildegard von Bingen empfahl sogar, einen Viertel Kilo der Wurzel in einem Liter Wein anzusetzen und als entflammenden Liebestrank zu sich zu nehmen.
Durch ihren milden, nelkenartigen Geruch und Geschmack kann sie in der Küche überall eingesetzt werden, wo auch Gewürznelke passen würde: etwa in Kompott, aber auch zu Kohl- und Gemüsegerichten. Sehr gut schmeckt auch eine mit Nelkenwurz hergestellte Gewürzmilch.
Gewürzmilch:
250 ml (Pflanzen)Milch mit 1 Prise gemahlenen Zimt, 1 Kapsel Kardamom, 1 Prise Ingwer, 1 Messerspitze abgeriebene Tonkabohne und etwa einem halben Teelöffel getrockneter Nelkenwurz gemeinsam aufgekochen und nach Belieben mit Honig, Ahorn- oder Agavensirup süßen.
Sehr gut kann ich mir die Nelkenwurz auch in selbstgemachtem Chai-Sirup vorstellen, das werde ich als nächstes probieren! Hast du die Nelkenwurz schon einmal gekostet?
Löwenzahnkaffee – Slow Kaffee von der Wiese
Eine weitere „Anfängerwurzel“ ist die Wurzel des Löwenzahns. Seine typisch schrotsägeformig gezahnten Blätter sind auch jetzt –so sie nicht unter einer Schneedecke liegen – gut zu erkennen. Bevor er etwa im April zu blühen beginnt, kann man noch gut seine Wurzel ernten, die stoffwechselanregend wirkt. Ideal für die „Frühlingskur“ könnte man sagen!
Die Wurzeln des Löwenzahns enthalten Bitterstoffe, aus denen früher ein heimischer Kaffee-Ersatz hergestellt wurde. Und weil die Herstellung eines solchen „Wiesenkaffees“ doch recht aufwendig ist, ist er ein echter „Slow Kaffee“.
Also los geht es! Je nach Bodenbeschaffenheit braucht es einen Wurzelstecher oder ein kleines Schäufelchen, um die Wurzeln ernten zu können. Ist dein Boden sehr lehmig wie hier bei mir, wirst du wahrscheinlich auch nur sehr kleine und zarte Wurzeln finden. In lockerem, humosem Boden werden die Wurzeln viel fleischiger und dicker. Danach musst du sie gut waschen, klein schneiden und trocknen.
Vor dem Mahlen bzw. Mörsern solltest du sie in einer Pfanne ohne Fett rösten und dann ungefähr einen Eßlöffel des Pulvers pro Tasse kochendem Wasser verwenden. Je nach Geschmack ziehen lassen und nach Wunsch (Pflanzen) Milch dazugeben und genießen!
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