Wasserdampfdestillation von ätherischen Ölen und Hydrolaten
Die ersten Destillen wurden vermutlich von den Griechen in der Antike gebaut. Auch die alten Römer übernahmen diese Möglichkeit, Duftstoffe herzustellen. Die Araber verbesserten die Methode der Wasserdampfdestillation und stellten bereits sehr reine ätherische Öle und Hydrolate her.
Bei der Wasserdampfdestillation entstehen ätherische Öle: das sind die leicht flüchtigen Stoffe aus den Öldrüsen der Pflanzen wie zum Beispiel Terpene, Alkohole, Ester, Ketone, Phenole etc. Hydrolate, auch Pflanzenwässer genannt, sind ein Nebenprodukt der Wasserdampfdestillation. Sie enthalten die flüchtigen, wasserlöslichen Pflanzeninhaltsstoffe sowie ätherische Öle in Spuren. Die Hydrolate wirken ähnlich wie die entsprechenden ätherischen Öle, nur milder.
Aber wie funktioniert die Wasserdampfdestillation eigentlich und wofür kann ich die entstehenden Hydrolate eigentlich verwenden? Wenn du dich das schon immer gefragt hast, lies weiter! Bei der Destillation von Lindenblütenhydrolat habe ich nämlich fotografisch die einzelnen Arbeitsschritte mitdokumentiert...
Wie funktioniert die Wasserdampfdestillation?
Als erstes wird die Destille auseinandergenommen und das Destillationsgut vorbereitet. Auf dem Bild sind dies getrocknete Lindenblüten.
Anschließend wird der Wasserkessel mit Wasser befüllt. Bei meiner großen Alquitara-Destille fülle ich rund 2,5 l warmes Waser ein. Danach wird der Kupfer-Aromakorb eingelegt und ein Stück Küchenpapier. Dies verhindert, das feine Pflanzenteile ins Wasser fallen.
Nun wird das zerkleinerte Pflanzenmaterial relativ fest in den Kessel gedrückt. Je mehr Pflanzenmaterial vom Dampf durchströmt wird, je hochwertiger wird das entstehende Hyrolat.
Jetzt wird die Destillation gestartet: Die Destille wird zusammengebaut und auf dem Beispielbild habe ich eine Kühlung mittels großer Eiswürfel (eingefroren in einem großen Joghurtkübel) vorbereitet. Unter das sogenannte Geistrohr wird eine Flasche mit einem Trichter gestellt, um das Hydrolat aufzufangen.
Die Destille wird nun mittels Kochplatte aufgeheizt und nach rund 15 Minuten beginnt der Destillationsvorgang. Das Hydrolat tritt aus dem Geistrohr aus. Destilliert kann je nach Pflanze pro 100g Pflanzenmaterial zwischen 100 - 500 g Hydrolat werden. Nähere Angaben dazu finden sich in facheinschlägiger Literatur.
Ätherisches Öl ist leicher als Wasser (Ausnahme: Zimtöl) und schwimmt auf der Oberfläche. Man kann es mit einer Pipette abziehen. Da Lindenblüten nahezu kein ätherisches Öl enthalten, habe ich bei diesem Destillationsvorgang nur Hydrolat gewonnen. Dieses wird in desinfizierte Braunglasflaschen abgefüllt und beschriftet. Zurück bleibt der sogenannte Sumpf, welcher kompostiert wird.
Kann ich mit einer Espressokanne auch Hydrolate herstellen?
Nein. Das Wirkprinzip ist ganz anders. Es wird kein Dampf nach oben gedrückt, sondern heißes Wasser. Das Produkt, welches entsteht ist bestenfalls ein starker Tee, aber kein Hydrolat. Daher ist diese Produkt, wie auch herkömmlicher Tee NICHT zur Herstellung von Kosmetik geeignet.
Wofür kann ich Hydrolate verwenden?
Hyrolate kannst du als Wasserphase in deiner selbstgerührten Creme oder Schüttellotion verwenden. Auch pur als Körper- oder Gesichtsspray sind sie gut einsetzbar. Besonders raffiniert ist auch die Verwendung in der Küche. Ich liebe etwa Rosenwasser in einem Dessert!
Buchtipp: Kleindienst-John, I. (2020) Hydrolate. Sanfte Heilkräfte aus Pflanzenwasser. Freya Verlag.